Im Fokus am Tag der Wohnungslosen: Eine Männerunterkunft, die kaum jemand an diesem Ort vermutet – in der Neustadt
Am Eingang steht Claudia Fenn, seit 1999 Sozialarbeiterin bei Fördern & Wohnen und heute Teamleiterin im Helmuth-Hübener-Haus. Noch im Gespräch mit einem Bewohner, strahlt sie und heißt schon ihre Gäste willkommen. Für sämtliche Anfragen gleichzeitig ansprechbar zu sein, das ist Teil ihres Alltags, wie Claudia Fenn verrät.
Das Helmuth-Hübener-Haus
1858 wurde das Helmuth-Hübener-Haus als Polizeigefängnis errichtet. Die nationalsozialistischen Machthaber missbrauchten es von 1933 bis 1945, um politische Gegner zu internieren, bevor sie sie in Tötungsanstalten deportierten. Auch der 17-jährige Widerstandskämpfer Helmuth Hübener wurde vor seiner Hinrichtung in diesem Haus interniert. Beinah original erhaltene Zellen im Keller des Hauses erinnern an diese Zeit des staatlichen Terrors.
Seit Dezember 1991 ist das Haus eine Unterkunft für wohnungslose, alleinstehende Männer, in der heute bis zu 96 Bewohner eine Bleibe finden können. Ein rotes Backsteinhaus mit hoher Backsteinmauer, die einen sonnendurchfluteten Hof begrenzt und vom Straßenlärm abschirmt.
Ein Arrangement auf Zeit
Der jüngste Bewohner ist 19 Jahre alt und erst kürzlich ins Helmut-Hübener-Haus gekommen, während der älteste Bewohner mit 77 Jahren nunmehr seit 19 Jahren hier wohnt. Die Belegung erfolgt überwiegend in Doppelzimmern. Obdachlosigkeit sucht sich niemand aus. Diese Situation zu meistern ist sehr schwierig, Probleme mit Alkohol und Drogen sind keine Seltenheit. Im Helmuth-Hübener-Haus ist man um ein gutes Miteinander bemüht, was dank des täglichen Engagements der Mitarbeiter:innen von F&W vor Ort gut funktioniert. Wenn es doch mal hoch her geht, kann man Claudia Fenn durchaus die Frage stellen hören: „Ja, bin ich denn die Mutti hier?“ erzählt sie schmunzelnd.
Bei allen persönlichen Schwierigkeiten gibt es immer wieder Bewohner, die den Schritt in eine eigene Wohnung schaffen. So hat ein 59-jähriger, der seit 2001 hier lebte, kürzlich eine Stiftungswohnung beziehen können.
Friedliches Miteinander in der Neustadt
Das optisch ansprechende Backsteingebäude, das sich in keiner Weise von den Nachbarhäusern abhebt, mag dazu beitragen, dass die Unterkunft sehr gut in den Sozialraum integriert ist. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich eine Kita. Die Eltern kommen und gehen, sonst ist es sehr ruhig. „Der Stadtteil hat etwas sehr Verbindendes“, so Claudia Fenn. Sie ist gut vernetzt, weil sie sehr präsent ist. Nicht zuletzt der freundliche Kontakt zur Stadtteilpolizistin trägt zu einem wohlwollenden Miteinander bei. „Wir wohnen schon immer hier“, so empfindet Claudia Fenn die Präsenz der Wohnunterkunft in der Neustadt.
Das Helmuth-Hübener-Haus ist eine der wenigen Wohnunterkünfte für wohnungslose, alleinstehende Männer, die von F&W betrieben werden. Insgesamt 6 Wohneinrichtungen dieser Art hält F&W vor.